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Die unbekannten Gerüche kitzelten in der Nase des alten Maine Coon-Katers, der zusammengerollt unter einem Strauch lag. Verschlafen öffnete er die Augen. Wo war er? Erst nach kurzer Zeit roch er den unvertrauten Duft der Straße. Dann erinnerte er sich wieder; seine Menschen glaubten an diese Lüge mit der Katzenseuche und hatten den Kater auf die Straße geschmissen. Es war grauenhaft, denn er hatte gesehen, wie weitere Katzen durch die gegend streunerten und aus dem Auto geworfen wurden. Musste das sein, mussten die Menschen immer Lügen verbreiten? Mit einem seufzen rappelte sich der acht Jährige Kater auf und sah sich um. Er war in einer kleinen Gasse versteckt unter einem kleinen Vordach eines Hauses. Er wusste für eine kurze Zeit nicht, warum er unbedingt hier saß, bemerkte dann aber den Regen, der auf den harten Asphalt prasselte, und sah nach kurzer Zeit einen Blitz, gefolgt von einem lauten Donner. Vorher machte ihm das schlechte Wetter nichts aus, weil er ja unter dem Schutz eines Daches stand, aber jetzt, wo er frei auf den Straßen wohnte, und die Menschen ihre Kinder immer wieder zurückzogen, wenn sie auf die Streuner zuliefen, war es ihm irgendwie ungewohnt, ein nasses, aufgeplustertes Fell zu haben. Er überlegte. Das Leben auf den Straßen müsste sehr schwer sein, denn schließlich gab es hier keine Milchschüssel, von der man immer trinken konnte, oder ein Napf, gefüllt mit leckerem Nassfutter und daneben auch noch ein Napf mit Trockenfutterbällchen. Jetzt erst relisierte er, dass das Leben als Hauskätzchen ihm sehr ans Herz gewachsen war, dieses Leben ohne Probleme, dieses leichte Leben als Katze. Und nun? Nun musste er das harte Leben eines Streuners ausführen, das Leben mit Problemen, die man nun nicht so leicht abschütteln konnte. Ein Leben, welches nicht so leicht war.

Die Autoabgase war von dem Regen nicht so leicht zu riechen, aber trotzdem rümpfte der Kater seine Nase. Nicht nur der schwere Autogeruch machte es ihm zu schaffen, sich hier mit der Nase zu orientieren, sondern auch die ganzen Fremden gerüche von anderen Katzen, den fremden Menschen. Vorher hatte er sowas nie gerochen, nur vielleicht einmal, als er draußen war, aber das war er meist nur in der Nacht rausgegangen, in der Zeit tummelten sich nicht viele Menschen auf den Straßen. Zwar war das Leben aufregender, aber es hatte auch einige Nachteile; es war viel schwerer, an Futter heranzukommen. Der Kater schüttelte sein Fell und setzte sich langsam in Bewegung. Zwar konnte er Regen nicht leiden, aber er wollte schauen, was die anderen Katzen so machten, obwohl es ihn gar nicht interessierte. Aber was hatte ein Streuner anderes zu tun, außer herumzulaufen? Vielleicht eine Gruppe bilden? Aber dafür musste er erst einmal Katzen finden, in denen er Freunde sah. Ein seufzen entglitt der Kehle des Katers, ehe er schon den trommelnden Regen auf seinem Fell spürte. Seine Schnurrhaare zuckten, als ein Regentropfen darauf landete, bis zum ende glitt und dann auf den Boden fiel. Plötzlich hörte er ein knarren. Eine Holztür hinter ihm öffnete sich und sofort fuhr der Kater herum. Die alte Dame, bei der er gewohnt hatte! Jedoch schrak sie zurück, als sie den Maine Coon-Kater sah und sagte etwas leise soetwas ähnliches wie "Kschksch"; das war so ein Geräusch, dass die Katzen nicht mochten. Zumindest die Hauskatzen. Der Kater fauchte, entschied sich dann aber, wegzugehen. Nicht aus Angst, nein, aber er wollte der netten Dame nichts antun.

Leise stolzierte er da durch den Regen, immer wieder bog er in Gassen ein und verließ diese dann auch nach kurzer Zeit wieder. Eine Gasse aber nahm kein Ende, und mit der Geduld am Ende setzte sich der Kater hin und knurrte. Er wollte zurück zu seinen Menschen. Er wollte wieder dieses einfache Hauskätzchen-Leben führen, aber diese Lüge mit der Katzenseuche tummelte sich immer noch herum.

"Diese Menschen. Am liebsten würde ich sie platt trampeln und ..."

Er brach ab. So war er doch eigentlich gar nicht?! Soetwas hatte er noch nie gesagt! Vielleicht gab es ja doch mehr Vorteile als nachteile; man entzifferte sein altes Ich wieder. Man würde nie mehr so verschmust wie früher sein, nein, nie. Nie im Leben. Der Kater seufzte und schaute sich um. Wo er war, wusste er nicht, geschweige denn, dass ihn gerade andere Katzen beobachteten. Ihm war nur klar, dass er schon Stunden lang auf den Straßen war, und nichts gefressen hatte. Dann stieg ihm der Geruch von frischem Fleisch in die Nase. Der Metzger im Park! Sofort raste er über die Straße, beachtete die Autos gar nicht, die plötzlich stehenblieben und hupten, als das Tier schnell und unsicher über den harten Asphalt raste. Dann endlich wieder weiches Gras unter den Pfoten, wie in dem Garten von ihm! Eher gesagt, von dem vorherigen Garten von ihm. Aber wie sollte er denn bitte an das Fleisch herankommen? Er wusste nichts. Er brauchte Hilfe. Er war doch so alt, aber man konnte Alt werden wie man will, aber man lernte immer noch dazu.

[schläft in einer Gasse | wacht auf | denkt lange über sein altes Leben nach | erhebt sich | hört Tür | sieht seine vorherige Hausdame | wird weggescheucht | sagt etwas | fragt sich etwas | riecht Fleisch | geht in den Park | fragt sich wieder etwas]